Zentrales Thema von Christian F. Kintz (1968, Freiburg, DE) ist die Farbe. Mit einer Rakel trägt er sie in mehreren Schichten auf die Leinwand auf. Nachdem der Künstler eine Ausgangsfarbe gewählt hat, werden die folgenden Farbentscheidungen Schicht für Schicht aufs Neue getroffen. Es entstehen scheinbar monochrome Bilder, deren Leuchtkraft und Oberflächenbrillanz sich mit verführerischen haptischen Reizen verbinden.
Da beim Ziehen der Rakel über die Leinwand die Farben auf der einen Seite überwulsten, auf der anderen Seite abreissen, schimmern in den Randbereichen die tieferen Farbschichten durch. Das an den Seiten dickflüssig hervortretende Farbmaterial gibt zugleich den Prozess der Werkentstehung preis.
Kintz arrangiert die Bilder unterschiedlicher Formate und Farbgebungen zu wandfüllenden Gruppierungen, rhythmischen Reihungen und Gegenüberstellungen. Höhe und Breite der einzelnen Arbeiten stehen im Verhältnis 8:7 zueinander, und auch untereinander sind die kleinen, mittleren und grossen Formate proportional aufeinander bezogen: Höhen und Breitenmasse verdoppeln sich jeweils. Auf diese Weise können die Beziehungen des einen Bildes zum anderen, die des einzelnen zum Ganzen erschlossen werden. Durch Körperlichkeit und Volumen wird der Raum vereinnahmt und die Flächigkeit überwunden. Die Werke bewegen sich im Grenzbereich zwischen Malerei und Objektkunst. Sie lassen direkte Impulse aus der Minimal Art erkennen, zumal die monochrome Wirkung sowie die seriellen Anordnungen die künstlerische Handschrift reduzieren.
Es liegt in der Natur der den Raum auslotenden Arbeitsweise, dass Kintz in letzter Zeit auch würfel- und balkenähnliche Objekte gestaltet. Hier trägt er die Farben impulsiv und gestisch auf, wodurch er sie nicht nur als visuelle Erscheinung inszeniert, sondern ihre Stofflichkeit hervorhebt. Im Innern der Kuben verlaufen die Farben in alle Richtungen und können sich gegebenenfalls auch vermischen. So reizt der Künstler die Möglichkeiten der Farbe zwischen opulenter Materialität und der Reduktion auf reine Farbwirkungen aus. Sein Bestreben bringt er wie folgt auf den Punkt: «Die Farbe tritt nicht ein für eine Form, ist nicht Fleisch, nicht Wasser, nicht Licht. Sie ist nicht Symbol für irgendetwas ausserhalb ihrer selbst. Sie ist nicht Übersetzung und bleibt unübersetzbar. Sie ist nicht Illusion und nicht Oberfläche, die eine andere Wahrheit verbirgt oder schafft. Sie ist ihre eigene flüchtige Wahrheit selbst.»
Dominique von Burg