Erik Steinbrecher

Erik Steinbrecher (1963, Basel, CH) bewegt sich künstlerisch bevorzugt im Bereich der Bedeutungsunschärfe und weiss von Projekt zu Projekt mit immer neuen Verschiebungen des allzu Vertrauten zu überraschen. Auch medial lässt der Künstler und diplomierte Architekt sich nicht festlegen, sondern nutzt – mit einem Hang zu Installation, Objektkunst und Print – das ganze Spektrum an Möglichkeiten zeitgenössischer Kunst. Konstanten sind insofern eher schwer zu benennen. Es fällt jedoch eine gewisse Lust am Körperlich-Organischen auf, die sich beispielsweise im wiederkehrenden Interesse an Kleidungsstücken oder Esswaren manifestiert und die ihren Nährboden in Alltagsbeobachtungen sowie in dem umfangreichen Bildarchiv hat, das Erik Steinbrecher seit Jahren aufbaut.
Nebst diesen explizit gegenständlichen Werken, die aufgrund ihrer Verweiskraft das exakte Gegenteil sind von Konkretion wie Theo van Doesburg und Max Bill oder auch Hans Arp sie definierten, umfasst das Schaffen von Erik Steinbrecher auch eine Anzahl minimalistisch anmutender Arbeiten. Zu ihnen gehören die skulpturalen Behauptungen «Dong» (2003), «Luder» (2004), «Afghan» (2004), «Anaconda» (2004) und «Abfaller» (2005), die der Künstler im Winter 2005/2006 in seiner Ausstellung «Minimal Kitsch» im Museum Haus Konstruktiv zeigte und mit denen er ein Zeichen für die inhaltliche Öffnung des Museumsprogramms setzte. Mit ihrem ökonomischen Design und den glatten, monochrom lackierten Oberflächen referieren sie auf die Formensprache industrieller Serienproduktion und modernistischer Funktionalität. Auch scheinen sie zunächst typologisch verwandt, was an frühere Motivgenealogien Steinbrechers erinnert, etwa an seine Zusammenstellung von Zäunen, Geländern und ähnlichen Vorrichtungen zur räumlichen Trennung. Bei näherer Betrachtung offenbart sich aber nicht nur ihre unvereinbare individuelle Machart und vielfach widersinnige Materialwahl. Sie verwirren auch durch humorvoll-anzügliche Details, die in den Werktiteln aufgegriffen und gleichzeitig neuen Assoziationssphären zugeführt werden, sodass widersprüchliche Bezugsfelder entstehen. Kontrastiert wird das Rational-Konstruktive des Weiteren durch manieristische Überlängen und Erschlaffungen, die punktuell sogar Stützhilfen erforderlich machen, was den jeweiligen Setzungen etwas Komisches und zugleich Tragisches verleiht. In der Summe resultiert so eine Werkgruppe, die mit feinem Witz einen der strengsten Ismen der jüngeren Skulpturgeschichte konterkariert und nicht zuletzt auch eine feste Einordnung der Werke unter Termini wie Objekt, Relief, Architektur oder räumliche Zeichnung unterläuft.

Astrid Näff
Werke von Erik Steinbrecher