Marguerite Hersberger

Das Markenzeichen von Marguerite Hersberger (1943, Basel, CH), die in der Nachfolge der Zürcher Konkreten steht, sind Lichtskulpturen aus Acrylglas und Neon. Mit ihren frühen Untersuchungen zu Licht und Farbe, Stillstand und Bewegung bereicherte sie in den 1960er-Jahren einen hochaktuellen Diskurs, wurde doch damals die optische und (licht-)kinetische Kunst populär – insbesondere durch international aktive Künstlergruppen wie GRAV (Groupe de Recherche d’Art Visuel) und ZERO.
So fügte sie Ende der 1960er-Jahre Prismen aus Acrylglas in farbig bemalte Holzwürfel ein – Werke, die Licht und Raum auf verwirrende Art reflektieren. Nach 1970 versah sie gläserne Kästen mit straff gespannten Nylonschnüren, die geometrische Figuren in den Raum zeichnen («Organisation Spatiale»). Auch in den wenig später sich herausbildenden «Polissagen», die zwischen Bild und Relief stehen, entwickelt sich Raum durch Licht und Farbe: Je nach Lichteinfall, Kombination der Farbschichten und Betrachterstandort verbinden sich Vorder- und Hintergrund zu wechselnden räumlichen Dimensionen.
Seit 1980 verspiegelt Hersberger die Hintergründe, die den polierten Scheiben (den «Polissages») einen geheimnisvoll schimmernden, silbergrauen Ton verleihen. Wird die Farbe erst noch sparsam eingesetzt, beginnt die Künstlerin Mitte der 80er-Jahre, die Rückwände nicht nur grau oder schwarz, sondern auch leuchtend rot oder blau zu bemalen. An diese Arbeiten schliessen in den 1990er-Jahren die «Konstellationen» an, die aus Rechtecken, Quadraten oder Kreisflächen bestehen und von Diagonalen dynamisiert werden. Sie oszillieren zwischen Fläche und Raum und suggerieren zwei oder mehr unterschiedliche Ebenen. Erreicht wird dies durch zwei im Abstand von einigen Zentimetern hintereinandergelegte Acrylglasplatten; die vordere durchsichtig, die hintere undurchsichtig. Sie sind mal vorn, mal hinten bemalt, die Farben mal pastos, mal lasierend aufgetragen.
Die vertiefte Auseinandersetzung mit Licht und Raum führte die Künstlerin zu einer intensiven Beschäftigung mit Kunst im öffentlichen Raum. Seit 1980 konzipiert sie grosse, begehbare Lichträume. Dabei verwendet sie anstelle von Farbflächen farbiges Licht, das durch (acryl)verglaste Architekturteile dringt. Wichtigste Beispiele hierfür sind die grossen «Farblichtfelder», die Hersberger für die Universität Zürich-Irchel entworfen hat, und die «Konkreten Lichträume» in der Telekurs AG, Zürich. Von den «Lichtpassagen» (1991) in der Personenunterführung des Bahnhofs Winterthur führen die neueren Interventionen zu «Farbe-Licht-Zeichen», im GerArtrium, Zürich-Pfäffikon, oder zu den «Skylines», in der Schweizerischen Epi-Klinik, Zürich (2013).

Dominique von Burg
Werke von Marguerite Hersberger