Raphael Hefti (1978, Biel, CH) ist durch spektakuläre Aufnahmen im Hochgebirge bekannt geworden, die er nachts mithilfe von Leuchtraketen der Schweizer Armee inszenierte. Der ursprünglich zum Elektromechaniker ausgebildete Künstler, der an der Lausanner ECAL Fotografie studierte und sein Studium an der Slade School of Fine Art, London, mit einem MFA abschloss, macht mit seiner Arbeitsweise industrielle Werkprozesse sichtbar. Diese reflektieren Materialeigenschaften, Formfindung und Fertigungsverfahren. Dabei analysiert er die Logik herkömmlicher Produktions- und Verarbeitungsmethoden, beobachtet diese und experimentiert mit alltäglichen Materialien wie Glas, Eisen oder Fotopapier, indem er sie ungewohnten Prozessen und exzessiven Behandlungen aussetzt.
Im Zuge seiner Beschäftigung mit der Geschichte des künstlichen Lichts in der Fotografie hantierte er in den vergangenen Jahren mit hochentzündlichen Lycopodium-Sporen, die dank ihrer Leuchtkraft Fotopapier belichten können und so auf grossformatigen Blättern seltsame Spuren – informelle Formgesten in Gelb, Rot, Blau oder Schwarz – hinterlassen. Die Werkgruppe «Aether & Phlogiston» von 2008 besteht aus auf Barytpapier abgezogenen Fotografien, einer grossformatigen Nachtaufnahme, einem Film und einer Installation. Die hochtechnischen und zugleich ästhetischen Werke sind das Resultat aufwendiger Verfahren. Dies trifft auch auf die siebenteilige Serie «Subtraction as Addition» zu, die mit einer Tafel (Nr. 7 in der Reihe) in der Sammlung des Museum Haus Konstruktiv vertreten ist. Die Serie besteht aus bruchfestem Museumsglas, das in einem chemischen Verfahren mehrfach behandelt wurde, um unerwünschte Reflexionen zu reduzieren. Heftis intensive Bearbeitung verkehrte seine ursprüngliche Absicht, das Glas in eine gespiegelte und undurchsichtige Fläche zu verwandeln, ins Gegenteil: Es entstand eine Vielfalt an wechselnden Reflexen, die ihre farbenprächtige Leuchtkraft entfalten. Die hier wiedergegebene Stimmung erinnert an die kitschig-schönen Landschaftsdarstellungen Glen Rubsamens, und der auf ein Stativ montierte Fotoapparat an dessen scherenschnittartig ins Bild gesetzte Baumsilhouetten.
Gelegentlich lässt Hefti in Performances geschmolzenes Metall über Sand rinnen, bis es erstarrt. Ähnliches entstand im Atelier, wo er flüssigen Kunststoff aus PET-Flaschen in Formen goss oder im Fliessvorgang erkalten liess. Diese teils unförmigen Experimentrelikte bilden ein Sammelsurium von Zwischenzuständen, Fragmenten und Zufallsprodukten und einen wertvollen Fundus für neue Arbeiten. So ist Heftis ästhetische Sprache tief in wissenschaftlichen und alchemistischen Prozessen verwurzelt, welche für sein Schaffen entscheidend sind, insofern als sie sich in den Modi und Techniken der Produktion manifestieren.
Dominique von Burg