Das künstlerische Schaffen Tobias Madisons (1985, Basel, CH) umspannt ein breites Spektrum unterschiedlichster Medien: von computergenerierten Bildern und skulpturalen Objekten über Installationen, Videos, Fotografien und Scans bis hin zu kuratorischen oder verlegerischen Projekten. Und doch lässt sich in dieser Vielfalt, in der programmatischen Verweigerung einer kunstwissenschaftlich-kategorialen Zuordnung, eine einnehmende Logik und Kohärenz ausmachen. Es sind vor allem drei Faktoren, auf denen sie basiert: das Prozesshafte der Arbeiten, ihr Spiel mit Referenzen – und immer wieder die Kooperation mit anderen Kunstschaffenden.
Madison, der an der Zürcher Hochschule der Künste Fotografie studiert hat, kann bereits auf eine beeindruckende Reihe von Solo- und Gruppenausstellungen in renommierten Institutionen zurückblicken, darunter das Kunsthaus Zürich, das Guggenheim Museum in Bilbao (beide 2013), der Kunstverein München und das Swiss Institute in New York (beide 2010).
Eigens für seine Ausstellung im Museum Haus Konstruktiv entwickelte Madison 2010 die Werkgruppe der «Drawings». Sie lassen sich als zeitgenössischer Kommentar auf eine der zentralen Themenstellungen der konkret-konstruktiven Kunst begreifen, nämlich auf die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen computerprogrammierter Kunst. Ein Themenfeld, dem sich der Philosoph Max Bense schon in den 1950er Jahren gewidmet und das er u. a. als Lehrer an der Hochschule für Gestaltung in Ulm mit vielen jungen Künstlern ventiliert hat.
Für seine «Drawings» hat sich Madison intensiv in das Grafikprogramm Photoshop und die darin aktiven Verkettungen von Gebrauchsbefehlen eingearbeitet. Entstanden sind computergenerierte Drucke, deren abstrakte Farb- und Formstrukturen Anklänge an die Op Art und an das Informel aufweisen. Gerahmt sind die «Drawings» mit dem kostbaren violetten Tropenholz Amaranth, und die Rahmeninnenseiten sind jeweils mit Blatt-Weissgold veredelt. Auf diese Weise hat Madison zwei verschiedene Zeitachsen miteinander verwoben: die einer schnelllebigen, digitalen Welt mit einer auf kunstgeschichtliche Dauer angelegten ästhetischen Sprache.
Britta Schröder