Der promovierte Kunsthistoriker, Maler und Grafikdesigner Walter Dexel (1890, München, DE – 1973, Braunschweig, DE) gilt als einer der wichtigen Repräsentanten der konstruktivistischen Richtung in Deutschland. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit stand er als Ausstellungsleiter des Kunstvereins Jena unter anderem in regem Austausch mit den Künstlern des Weimarer Bauhauses. Zudem legte Dexel systematisch, geprägt durch seinen Lehrer Heinrich Wölfflin, die international renommierte «Formsammlung der Stadt Braunschweig – Institut für handwerkliche und industrielle Formgebung» an.
Dexel verarbeitete in seinen frühen Werken die Berührung mit dem Kubismus und dem Expressionismus in München; bereits in dieser Phase sind die geometrischen Grundformen in seinem Schaffen präsent. Fortan war es Dexel ein Anliegen, das neue konstruktive Vokabular seiner Bildsprache gemäss den Prinzipien des Bauhauses auch auf die alltäglichen Lebensbereiche zu übertragen. So hat er neben Kunst-am-Bau-Projekten auch Reklameleuchten, Schilder und mannigfaltige typografische Arbeiten realisiert. Bei der Gestaltung von Bühnenbildern dachte er in der Art eines Architekten.
Das Ölgemälde «Figuration mit rotem Haken» zeigt diagonal gesetzte Balken, Linien und einen herausragenden roten Haken auf schwarzer Fläche in einem überraschenden Spannungsverhältnis. Die kontrastierende Farbkomposition wird in «Figuration mit kleinem roten Quadrat» durch die Prägnanz des roten Akzents auf die Spitze getrieben. Walter Dexel darf als ein Vorläufer der reduktiv-konkreten Moderne in Deutschland bezeichnet werden, der – frei von jeglichen Dogmen – den Übergang vom Kubismus hin zum Konstruktivismus mitgeformt hat.
Ursula Meier